Bildstöcke gehören zum Bild der Dörfer und Fluren in Franken. Auch in Güntersleben haben die Menschen in der ferneren Vergangenheit ebenso wie in allerjüngster Zeit Bildstöcke vor ihren Häusern oder Grundstücken, an Straßen und Wegrainen aufgestellt. Der älteste stammt von 1529, der jüngste wurde 2002 errichtet. Nicht alle haben die Jahrhunderte überdauert. Immerhin 25 Bildstöcke aus verschiedenen Epochen sind heute, zumeist in gutem Zustand, noch erhalten. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Die Pestsäule an der Deisenbergstraße
Der Bildstock an der Einmündung der Deisenbergstraße in die Würzburger Straße trägt die Jahreszahl 1608. In seiner Form unterscheidet er sich von den anderen Bildstöcken am Ort. Es ist eine Säule mit einem kaum über deren Konturen hinausreichenden vierseitigem Aufsatz mit kleinen Nischen auf drei Seiten. Solange man weiß, waren diese Nischen leer. Die Medaillons, die sie jetzt wieder ausfüllen, wurden erst 1986 bei einer Restaurierung eingefügt. Auf der vierten Seite ist eine Inschrift. Sie lautet: 0 HEILIGER VATER SIHE VON DEINEM HOHEN HIMMEL VND SCHAUW AUF DIS HEILIG BLVTIG OPFER DAS DIR DEIN GELIEBTER SOHN UNSER HERR JESUS CHRISTUS FÜR DIE SÜND DER GANTZE WELT HAT GETAN. Weiter findet sich nur noch ein Namenskürzel, das wohl auf den Bildhauer hinweist. Ein Stifter ist nicht genannt.
Die Form, die Beschriftung, das Fehlen eines Stifternamens und der Zeitpunkt der Errichtung legen nahe, dass es sich um eine Pestsäule handelt. Pestsäulen findet man in Wien oder Prag und einer Reihe anderer Städte und Gemeinden. Zumeist sehr viel aufwändiger gestaltet als die Säule, die sich ein kleines Dorf wie Güntersleben leisten konnte, wurden sie aufgestellt als Ausdruck des Dankes, dass die Pest überstanden war, und zugleich der Fürbitte, fernerhin von solchem Unheil verschont zu bleiben.
Tatsächlich wütete um die Jahreswende 1607/08 in Güntersleben die Pest. Den Kirchenbüchern lässt sich entnehmen, dass in wenig mehr als drei Monaten 45 Ortsbewohner starben, wo ansonsten damals das ganze Jahr über nur etwa 10 Todesfälle registriert sind. Was sollte die Menschen so unmittelbar nach diesen schrecklichen Monaten sonst zum Aufstellen eines Bildstocks bewegt haben als die Betroffenheit über diese Heimsuchung? Wenn damit aber die Hoffnung verbunden war, dass sich solches nicht wiederholen solle, wurde diese auf unvorstellbare Weise enttäuscht. Nur drei Jahre später starben 1611 bei einem erneuten Durchzug der Pest 141 Personen und damit etwa ein Viertel der Einwohner von Güntersleben.
Im dörflichen Sprachgebrauch war der Bildstock in der Vergangenheit das „Stoodbillele“, weil es am Weg stand, der zur Stadt nach Würzburg führte.
Die Bildstöcke beim Kettenbrunnen
Der frei stehende Bildstock, dessen Vorderseite das Relief einer Kreuzigungsgruppe bildet, war einer von dreien, die ehemals allein an der Langgasse den Weg hinauf zur Kirche säumten. Sein ursprünglicher Standort an der Einmündung in die Thüngersheimer Straße lässt sich einer Skizze in einem Lehensbuch des Klosters St. Stephan von 1733 entnehmen.
Als 1888 dort, wo jetzt das Ärztehaus steht, die Kinderbewahranstalt gebaut wurde, war für diesen und einen weiteren Bildstock, der 1833 nicht weit davon entfernt errichtet worden war, kein Platz mehr. Um sie doch noch, soweit möglich, zu erhalten, fügte man ihre beiden Kopfstücke in die Fassade der Kinderbewahranstalt ein.
2019 wurde die „Alte Anstalt“, wie die frühere Kinderbewahranstalt mittlerweile genannt wurde, abgebrochen. Dabei wurden die eingemauerten Bildstöcke freigelegt und von der Gemeinde restauriert. Der Bildstock von 1833 wurde in die Mauer vor dem neu angelegten Parkplatz eingebaut. Der ältere Bildstock erhielt einen neuen, der mutmaßlich früheren Form nachgebildeten Aufbau mit Sockel und Schaft und wurde vor der Mauer neu aufgestellt.
Bei der Freilegung dieses Bildstocks wurde mit „Kilianus Lauer“ ein bis dahin hinter dem Fassadenputz verdeckter Namenszug sichtbar. Zweifellos ist es der Name des Stifters. Kilian Lauer lebte von 1627 bis 1685. Er war Bauer und hatte seinen Hof ganz in der Nähe in der Langgasse. Er war zweimal verheiratet, hatte 14 Kinder, von denen aber keines den Hof übernahm. Seine zweite Ehefrau führte den Hof als Witwe noch ein paar Jahre weiter. Dann übernahm ihn ein neuer Besitzer.
Nach den Lebensdaten von Kilian Lauer kann man auch die Entstehungszeit des Bildstocks annähernd einordnen, wobei man davon ausgehen kann, dass er die Stiftung wie üblich erst im fortgeschrittenen Alter, also etwa um 1680, vornahm.
Bildstock im Höhfeld
Der Marienbildstock am Weinwanderweg trägt die Inschrift: „Gelobt sey Jesus Christus. Zur größeren Ehr Gottes und ter schmerzhafften Mutter Gottes Maria had ter ehrsame Andreas Köhler und seine Hausfrau Anna tiesen Biltstock hieher sezen lassen im Jahr 1753“. Er ist damit einer von neun Bildstöcken, die während des Wirkens von P. Ignatius Gropp als Pfarrer in Güntersleben aufgestellt wurden. Zu keiner anderen Zeit wurden hier in einer vergleichbar kurzen Zeitspanne von nur neun Jahren so viele Bildstöcke gestiftet. Allerdings sind die meisten nicht mehr erhalten.
Der Stifter des Bildstocks im Höhfeld Andreas Köhler lebte von 1679 bis 1757. Sein Bruder Kaspar Köhler tat sich gleichfalls als Stifter hervor. 1731 hatte er bereits einen unserer künstlerisch bedeutsamsten Bildstöcke in der Langgasse aufstellen lassen, der heute auf dem Kirchplatz steht und Christi Fall unter dem Kreuz darstellt. 1754 war er dann nochmals an einem weiteren Bildstock beteiligt, der heute im Baugebiet Mehle steht.
Den Bildstock im Höhfeld ließ die Gemeinde 2017 restaurieren. Die Kosten wurden zu einem ansehnlichen Teil mit den Spenden finanziert, die bei der Abschlussveranstaltung zum Ortsjubiläum 2013 zu diesem Zweck gesammelt wurden.
Bildstock in der Mehle
Ebenfalls in der Zeit, zu der P. Ignatius Gropp Pfarrer in Güntersleben war, ließen „Johann Linhart Rotenhöfer, Caspar Köhler, Peter Formkeler et Consorten“ 1754 einen Bildstock hinter dem Lohwald aufstellen. Sie widmeten ihm dem Kirchenpatron Maternus, dessen Verehrung Gropp ein besonderes Anliegen war, wie auch weitere Maternus-Bildstöcke aus seiner Zeit bezeugen.
Die drei auf dem Bildstock namentlich genannten „Consorten“ – Beteiligte würde man heute sagen – waren miteinander verschwägert. Die Ehefrauen von Rothenhöfer und Köhler waren Schwestern von Peter Formkeller.
Der Bildstock wurde um 1965 bei der damals laufenden Flurbereinigung wie verschiedene andere auf der Gemarkung als störend für die Bewirtschaftung der neu zugeschnittenen Flurstücke beseitigt. Immerhin scheute man sich aber, die alten Stücke ganz zu entsorgen, sondern lagerte sie, wenig sachgerecht, in einer leerstehenden Scheune ein. Vier Bildstöcke konnten dann Jahrzehnte später wieder restauriert und neu aufgestellt werden.
Der Bildstock, der hinter dem Lohwald stand, wurde nach einer Restaurierung 1996 im Baugebiet Mehle neu aufgestellt. Das neu geschaffene Maternusbild stammt – wie die Bildtafel im Bildstock in der Schönbrunnenstraße – von dem Würzburger Künstler Wolfgang Mahlke. Finanziert wurde die Restaurierung von Johanna Kuhn, einer Nachfahrin von Peter Formkeller in der 6. Generation.
Bildstock auf der Platte
1859 ließ die Witwe Anna Maria Schömig einen Bildstock auf der Platte errichten, der ihrer Namenspatronen Anna gewidmet ist. Ihr zwei Jahre vorher verstorbener Ehemann Michael war der einzige Nachkomme von Valentin Schömig aus Rimpar, der 1769 die frühere Gemeindeschenke in Güntersleben gekauft hatte. Als Gasthaus zum Hirschen wurde diese von seinem Sohn Michael und Nachkommen der folgenden Generationen bis 1968 in der Familie weiterbetrieben.
Die Widmung in nicht so ganz geglückter Reimform, die Anna Maria Schömig auf dem Bildstock anbringen ließ, lautet: „Anna sei gegrüßt Gottesmutter Jesu Christ wer dich alle Dienstag ehrt der wird von Gott erhöht“. Der für uns heute nicht sofort verständliche Bezug auf den Dienstag erklärt sich damit, dass die hl. Anna, die Mutter Marias, der Legende nach an einem Dienstag gestorben sein soll und dieser Wochentag daher als Tag ihrer besonderen Verehrung galt.
Der Bildstock wurde schon einmal 1985 von der Kolpingsfamilie restauriert, die sich um diese Zeit um die Erhaltung einer Reihe von Bildstöcken verdient machte. Als 2016 eine neuerliche Restaurierung anstand, beteiligten sich nach einem Aufruf der Gemeinde viele Angehörigen der zahlreichen Nachkommenschaft von Anna Maria Schömig mit Spenden an den Kosten.
Bildstock am Weg zur Steinhöhe
Auf dem Weg zur Steinhöhe kommt man kurz vor dem Ziel an einem Bildstock vorbei, auf dessen Sockel der Anlass seiner Errichtung anschaulich beschrieben ist: „Hier starb am Weg eines plötzlichen Todes infolge Schlagflusses am St. Markustag 1887 früh 7 Uhr der hochwürdige Herr Andreas Freund, Pfarrer von Retzstadt, 69 Jahre alt, als er die Bittprozession seiner Gemeinde nach Güntersleben führte.“
Bei Bittprozessionen, wie sie herkömmlich am Markustag, 25. April, und in den Tagen vor Christi Himmelfahrt, der sogenannten Bittwoche, stattfanden, wurde um eine gute Ernte gebetet. Sie führten in die Flur oder in die Nachbargemeinden. Eine Bittprozession nach Retzstadt und in umgekehrter Richtung von dort nach Güntersleben ist seit Jahrhunderten bezeugt. Im dritten Reich wurden Bittprozessionen nach auswärts verboten. Die zwischen Retzstadt und Güntersleben ist nach dem Krieg auch nicht mehr aufgelebt.
1985 ließen die Kolpingsfamilien von Güntersleben und Retzstadt den stark verwitterten Bildstock restaurieren. Das Relief mit der Darstellung von Christi Fall unter dem Kreuz, das nicht mehr dauerhaft erneuert werden konnte, wurde dabei durch einen originalgetreuen Abguss ersetzt.
Erhaltenswerte Kulturgüter
In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, als es vorrangig um die Sicherung der elementaren Lebensgrundlagen ging, wurde historischen Kulturgütern wie Bildstöcken wenig Beachtung geschenkt. Pflege und Erhaltung wurden vernachlässigt, manche auch achtlos beseitigt. Erst in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts kam ein Umdenken. Initiativen zur Wiederherstellung und Erhaltung der heimischen Bildstöcke stießen durchwegs auf eine große Bereitschaft bei der Bevölkerung, auch einen persönlichen Beitrag mit größeren oder auch kleineren Spenden zu leisten.
So befinden sich heute nahezu alle Bildstöcke in Güntersleben in einem gepflegten Stand. Sie weiter zu erhalten, sollte auch künftig ein wichtiges Anliegen sein. Nicht nur die großherzigen Stifter haben es verdient, dass ihr Einsatz nicht in Vergessenheit gerät. Bildstöcke eröffnen auch in vielen Fällen einen Zugang zur Ortsgeschichte und halten die Erinnerung an Personen und Ereignisse wach.
02/2023
Dorfmusik – Kirchenmusik – Tanzmusik
Erste Nachrichten
Die frühesten Hinweise auf Musikanten in Güntersleben finden wir in den Matrikelbüchern der Pfarrei, in die seit 1592 Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle eingetragen wurden. 1606 stoßen wir darin auf den „fidicen“ Nikolaus Arnold, einige Jahre darauf auch als „celisti“ bezeichnet. 1613 begegnet uns mit Nikolaus Stock ein weiterer „fidicen“. Beide aus dem Lateinischen abgeleiteten Begriffe lassen sich mit Fiedel- oder Lautenspieler übersetzen. Die Fiedel war ein Streichinstrument, ähnlich einer Geige, und die Laute ein Zupfinstrument. Dass mit den Namen der beiden Männer auch deren Freizeitbeschäftigungen, die es wohl waren, Eingang in die amtlichen Kirchenbücher fanden, deutet darauf hin, dass es nur selten Ortsbewohner gab, die ein Musikinstrument spielten. Anzunehmen ist danach auch, dass sie damit nicht nur im Familienkreis, sondern auch öffentlich, wohl vornehmlich bei gottesdienstlichen Veranstaltungen, auftraten.
Spätestens um 1700 gab es in der Kirche in Güntersleben eine Orgel. Es ist die erste von vier uns bekannten Kirchenorgeln seither. „Die Orgel schlagen“, wie man früher zu sagen pflegte, war bis in die jüngste Vergangenheit Sache der Lehrer.
Kirchenmusik und Dorfmusik
Seit 1724 weisen die Gemeinderechnungen regelmäßig Ausgaben aus, um den „Musikanten für Prozessionen mit ihren Instrumenten aufzuwarten“, sowie Zahlungen „für Zehrung“ der Musiker bei der Fährbrücker Wallfahrt. Später kamen auch Ausgaben für die Musikanten „am Maternustag“ hinzu. Es gab also zu dieser Zeit schon eine Musikergruppe, die ähnlich wie heute als Kapelle auftrat. Nähere Angaben über die Anzahl der Musiker und deren Instrumente haben wir aus dieser Zeit nicht. Fest steht damit aber, dass am Beginn einer Musikkapelle in Güntersleben und wohl für lange Zeit auch ausschließlich Kirchenmusik stand.
1824 enthält die Gemeinderechnung zum ersten Mal Angaben über die Größe der Musikkapelle. Anlässlich der Feierlichkeiten zum Thronjubiläum des Königs von Bayern ist von „den 14 Ortsmusikanten“ die Rede. Ob es sich bei den ausgewiesenen Aufwendungen in der Gemeinderechnung um finanzielle Zuwendungen oder wahrscheinlich eher um die Kosten der Verpflegung handelte, ist nicht näher belegt.
Viel verdienen konnte man bei der Musikkapelle auch früher nicht. Dabei waren Musikinstrumente schon immer teuer und nicht jeder konnte sich eines leisten. Daher hielt die Gemeinde gemeinsam mit der Pfarrei für die Kirchenmusik einen Bestand an Instrumenten vor. Das waren 1843 zwei Trompeten, zwei Hörner, sechs Klarinetten, zwei Violinen und eine Viola. 1857 kamen noch eine Tuba und 1877 zwei Pauken hinzu.
Außer bei festlichen Anlässen in der Kirche und den seltenen Festivitäten der Gemeinde war die Musikkapelle regelmäßig bei den damals häufigen Prozessionen im Dorf und durch die Flur sowie bei den Wallfahrten nach Fährbrück, Veitshöchheim, Retzbach und Retzstadt im Einsatz.
1876 werden in der Namensliste der 19 Musikanten, die die Flurprozession begleiteten, auch vier weibliche Mitglieder aufgeführt.
Im beginnenden 20. Jahrhundert trat die Musikkapelle nur noch selten in dieser Stärke auf. Bedingt auch durch Einberufungen zählte sie 1918 nur noch 9 Mitglieder. Frauen waren darunter schon lange nicht mehr und auch danach bis in die 1980er Jahre nicht mehr zu finden.
In ihrer kleineren Besetzung überstand die Musikkapelle auch die unruhigen Zeiten am Ende des Ersten Weltkriegs und absolvierte ihre gewohnten Auftritte. Nach der Erinnerung früherer Musikanten wurde wohl auch in den 1920er Jahren die Idee geboren, vom damals noch unbebauten Heulenberg mit einem Weckruf zu früher Stunde den Pfingstmontag anzublasen. Daraus entstand eine feste Tradition, die mit Unterbrechungen bis heute fortgeführt wird.
Zahlenmäßig blieb die Musikkapelle eine überschaubare Gruppe. Neun Mitglieder zählte sie 1939, bevor mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auch die Möglichkeiten des gemeinsamen Musizierens dahinschwanden. Auftritte wurden immer seltener und bei Prozessionen und Wallfahrten schließlich ganz verboten.
Nach Kriegsende formierte sich bald wieder eine neue Gruppe, bestehend aus vier Mitgliedern der früheren Kapelle und jungen Männern, die sich das Spielen selbst oder unter Anleitung erfahrener Kollegen beibrachten. Instrumente und Noten wurden im Tausch gegen Lebensmittel beschafft.
In nur wenig veränderter Zusammensetzung bestand diese Musikkapelle mit 12 bis 15 Mitgliedern die folgenden Jahrzehnte. Um 1970 versuchte die Truppe unter ihrem Leiter Ewald Fleder und seinem Nachfolger Dieter Schmidt, mit der Bildung einer Jugendkapelle den künftigen Nachwuchs zu sichern, was aber nur in begrenztem Umfang gelang. Zunehmend öfter konnte man hören, dass sich die Zeit einer örtlichen Musikkapelle wohl absehbar dem Ende zuneige.
Bevor es aber so weit war, wurde 1992 der Musikverein ins Leben gerufen. Mit heute über 500 – überwiegend nicht selbst musizierenden – Mitgliedern bildet er eine stabile organisatorische Basis, die vordem fehlte. Mit einer geregelten Ausbildung und Nachwuchsförderung und daraus folgend dem Aufbau leistungsfähiger Klangkörper, deren Auftritte immer wieder ein begeistertes Publikum finden, muss man um den weiteren Bestand einer Musikkapelle in Güntersleben keine Sorge mehr haben.
Tanzmusik
Von öffentlichen Tanzmusiken in Güntersleben hören wir zuerst in Verbindung mit der Kirchweih, die früher oft über mehrere Tage groß gefeiert wurde. Pfarrer Ignatius Gropp beklagt 1754, dass man mit dem Tanz am Abend „so lang anhalte, daß folgenden Tags wegen schweren Köpffen wenig von jungen Leuthen zur Procession erscheinen.“ Wie viele Musikanten mit welchen Instrumenten dabei aufspielten, wissen wir nicht.
Tanzvergnügungen waren noch im gesamten 19. Jahrhundert von der Obrigkeit nicht gern gesehen und streng reglementiert. Genehmigungen wurden den Gastwirten außer zur Kirchweih zunächst nur für die Fastnachtstage erteilt. So wurden denn auch im Juni 1820 zwei Musikusse, wie sie im Vernehmungsprotokoll bezeichnet werden, zur Rechenschaft gezogen, weil sie außer der Zeit in der Hirschenwirtschaft zur Tanzmusik aufspielten.
Es waren wohl zumeist einzelne Musiker, die sich zur Tanzmusik zusammenfanden, und nicht die Kapelle, die bei der Kirchenmusik zum Einsatz kam. Bei den herrschenden Vorbehalten gegen Tanzmusiken verwundert es dann auch nicht, wenn die Wirtshausmusikanten ein amtliches Führungszeugnis benötigten, das ihnen einen untadeligen Lebenswandel bescheinigte. 1845 erhielten 11 Musiker ein solches von der Ortsbehörde ausgestellt, was darauf hindeutet, dass es gar nicht so wenige waren, die sich nebenbei als Musiker beweisen oder auch ein kleines Zusatzeinkommen sichern wollten.
1886 meldeten 18 Personen in Güntersleben eine gewerbliche Nebentätigkeit als Musiker an. Nur einige, aber längst nicht alle gehörten auch der Musikkapelle an. Auch hier ging es wohl um Tanzmusik.
Als nach dem Ersten Weltkrieg die gesetzlichen Vorgaben gelockert wurden und neben den Gastwirten auch die größeren Vereine zu unterschiedlichen Zeiten das Jahr über Tanzmusiken abhielten, war es dann meist die Musikkapelle, die den musikalischen Part übernahm.
Auch die nach dem Zweiten Weltkrieg neu ins Leben gerufene Musikkapelle spielte jahrelang neben ihren Auftritten in der Gemeinde und zu kirchlichen Veranstaltungen auch bei Tanzmusiken, wobei die Musiker anfangs mit einer guten Brotzeit und Freigetränken als Gage zufrieden waren. In den 1960er Jahren übernahmen dann örtliche Bands wie die Backstubenband, die Breunigs und die Collys die Tanzmusiken für die folgenden zwei Jahrzehnte. Seitdem es diese Formationen nicht mehr gibt, treten bei den – immer seltener gewordenen – Tanzveranstaltungen im Ort nahezu ausschließlich außerörtliche Bands auf. Für die Orchester des Musikvereins sind Veranstaltungen dieser Art kein Betätigungsfeld.
10/2022
Archive in Güntersleben – noch lange nicht ausgeschöpfte Fundgruben
Wenn jemand mehr darüber erfahren will, wer seine ferneren Vorfahren waren, woher sie stammten, wie sie lebten und was sie erlebten, dann endet das überlieferte Wissen in den meisten Familien bei den Großeltern oder spätestens bei den Urgroßeltern. Manchmal findet sich noch ein Ahnenpass, wie er in unseliger Zeit gefordert wurde, der einen noch ein Stück weiter zurückführt. Ähnlich geht es dem, der ein älteres Haus sein Eigen nennt. Er hat vielleicht davon gehört und findet da und dort noch Spuren, die darauf hindeuten, dass es schon eine sehr lange Geschichte hat. Verlässliche Unterlagen über die Vergangenheit, sofern man sie je besessen hat, wurden aber spätestens beim Übergang auf eine nächste Generation immer spärlicher.
Wer mehr früherer Zeit ausgraben will, muss in die Archive hinunter oder hinauf steigen, ins Gemeindearchiv unten im Keller des Rathauses oder ins Pfarrarchiv oben unter dem Dach des Pfarrhauses. Wem das noch nicht genügt, für den kann sich auch der etwas weitere Weg in das Staatsarchiv oder das Diözesanarchiv in Würzburg lohnen.
Das Archiv der Gemeinde
Im Oktober 1610 schrieb der Günterslebener Schulmeister Johann Hartmann den ersten Eintrag in ein Buch, dem er den Titel „libellus actorum diurnorum“ (in deutscher Übersetzung: Buch der täglichen Verwaltungsgeschäfte) gab. Es ist das älteste der 130 Amtsbücher im Archiv, in denen früher die Lehrer als Gemeindeschreiber alle wichtigen Vorgänge der Gemeindeverwaltung protokolliert haben.
Das Archiv der Gemeinde
Aus dem Jahr 1698 stammt ein über 1200 Seiten starker voluminöser Band, in dem alle damals 105 Häuser und Hofstellen mit den Namen der Besitzer und dem dazu gehörenden Vermögen an Äckern, Wiesen, Weinbergen und Vieh aufgeführt sind. Solche Schatzungsbücher zum Zwecke der Steuerveranlagung wurden in mehrjährigem Abstand immer wieder angelegt und aktualisiert. Anhand dieser Bücher lässt sich nachvollziehen, wie groß das Dorf war und wie es gewachsen ist. Geometrisch genau wurde Güntersleben mit allen Grundstücken und Gebäuden zum ersten Mal 1832 vermessen. Auch diesen und die nachfolgend erstellten Ortspläne, auf denen die Entwicklung bis zu den heute fast 1300 Anwesen festgehalten ist, kann man im Gemeindearchiv einsehen.
Seit 1718 sind nahezu lückenlos alle Jahresrechnungen der Gemeinde erhalten. Rund 2000 Bände mit Rechnungsbelegen und Zahlungsvorgängen geben Auskunft darüber, was die Gemeinde wann gebaut hat, welches Personal sie beschäftigt hat, wie der Wald in früherer Zeit den Gemeindehaushalt finanziert hat und vieles andere mehr.
Wieder 100 Jahre später beginnen 1818 die Niederschriften über die Sitzungen der Gemeindeverwaltung, die ihre Fortsetzung in den Protokollen des heutigen Gemeinderats finden. Über 50 Protokollbücher enthalten mehr als 4000 Sitzungsniederschriften, in denen man nachlesen kann, was in Güntersleben zu den verschiedenen Zeiten gerade aktuell war.
Es sind das nur Beispiele für das viele, das sich in den langen Regalreihen, nicht zuletzt auch zur Geschichte vieler Familien, die schon länger im Dorf ansässig sind, im Laufe von über vier Jahrhunderten angesammelt hat.
Das Archiv der Pfarrei
Am 16. Juli 1345 trennte Bischof Otto von Würzburg den vormaligen Filialort Güntersleben von seiner Mutterpfarrei Veitshöchheim und verlieh ihm den Status einer eigenen Pfarrei. Eine Kopie dieser Gründungsurkunde ist das älteste Dokument im Günterslebener Pfarrarchiv. Es enthält darüber hinaus noch weitere Dokumente, die älter sind als die Bestände im Gemeindearchiv.
Zu den besonders wertvollen Stücken im Pfarrarchiv gehört das Original des „Protocollum des Löblichen Gotteshauses und Pfarrey zu Gündersleben“. Es handelt sich dabei um die erste Ortschronik, verfasst von Pfarrer P. Ignatius Gropp um 1750.
Zins- und Lehensbücher, das älteste beginnend 1602, geben Aufschluss über die Grundbesitzverhältnisse im Dorf. Seit 1732 sind die Jahresrechnungen der örtlichen Kirchenstiftung mit den Einnahmen und Ausgaben für kirchliche Gebäude und Seelsorge nahezu lückenlos erhalten.
Die Bestände im Pfarrarchiv beschränken sich nicht auf kirchliche Angelegenheiten im heutigen Sinne. Da die Pfarrer bis 1919 die Aufsicht über das Schulwesen und die Lehrer führten, für die Armenfürsorge und auch für Ordnungsangelegenheiten im Dorf verantwortlich waren, sind die älteren schriftlichen Zeugnisse auch aus diesen Bereichen überwiegend im Pfarrarchiv zu finden.
Für Familienforscher eine besondere Fundgrube sind die Matrikelbücher mit den Einträgen der Geburten bzw. Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle am Ort. Sie wurden von den Pfarrern in Güntersleben 1592 begonnen und damit fast 300 Jahre bevor 1872 die Standesämter der Gemeinden eingerichtet wurden. Die Matrikelbücher, für die Zeit davor die einzige Informationsquelle über persönliche Daten, haben in Güntersleben alle Wirrnisse der Zeiten unbeschadet überstanden. Um sie auch fernerhin bestmöglich zu sichern, werden sie seit Mitte der 1990er im Diözesanarchiv in Würzburg verwahrt. Dort können sie in digitalisierter Form von jedermann eingesehen werden.
Zwar geordnet, aber längst nicht alles erschlossen
Die örtlichen Archive der Gemeinde und der Pfarrei wurden in den vergangenen Jahren zeitlich und thematisch so geordnet, dass die Bestände vor Verlusten geschützt und gut zugänglich sind. Gerade die älteren, handschriftlich und unterschiedlich gut lesbar abgefassten Bücher enthalten aber nach wie vor einiges, das bisher noch nicht erschlossen und ausgewertet werden konnte. Wer sich auf die Suche begibt, wird immer wieder Neues entdecken, das unser Wissen und das Verständnis über die Geschichte von Güntersleben ergänzt und erweitert. Unabhängig davon, ob und wann jemals alles zutage gefördert wird, als „Gedächtnis des Dorfes“, wie sie durchaus treffend auch genannt werden, bieten die örtlichen Archive die Gewähr, dass nichts von dem, was aufgezeichnet wurde, endgültig dem Vergessen anheimfällt.
12/2021
I ho e Ä ü – Günterschläwer Mundart
„Deine Sprache verrät dich.“ Was der Apostel Petrus nach dem Bericht in der Bibel sich vorhalten lassen musste, konnte früher auch einem Günterslebener widerfahren, wenn er außerhalb seines Heimatortes unterwegs war und seine Herkunft nicht preisgeben wollte. Ein kundiger Gesprächspartner konnte oft schon nach wenigen Sätzen heraushören, wo sein Gegenüber zuhause war. Denn die Mundart, wie sie teilweise auch noch heute in der Umgangssprache hierzulande in Gebrauch ist, ist in ihrer konkreten Ausformung sehr kleinräumig und hat schon von Dorf zu Dorf ihre besonderen Eigenheiten. So klingt manches Wort in Thüngersheim oder Gramschatz schon wieder etwas anders als in Güntersleben. Hier wie dort handelt es sich aber um den unterfränkischen Dialekt oder – in der Definition der Wissenschaftler, die noch etwas genauer unterscheiden – um den unterostfränkischen Dialekt.
Die Alltagssprache wurde von Generation zu Generation nur mündlich weitergegeben. Daher sind heute nur noch die Nachkommen aus alteingesessenen Familien, und auch die oft nicht mehr, der überlieferten Mundart mächtig. Wer damit aufgewachsen war, lernte spätestens beim Schuleintritt, aber oft auch erst dann, Hochdeutsch – mit fränkischem Einschlag – zu sprechen und damit im schriftlichen Gebrauch umzugehen. Unter dem Einfluss der zunehmenden Verbindungen nach außen und aus der Besorgnis, dass ihre Kinder durch den Dialekt Nachteile in ihrem schulischen und beruflichen Fortkommen erleiden könnten, gebrauchen viele Eltern seit etwa den 1960er Jahren gegenüber ihren Kindern nicht mehr die Mundart. Nur unter sich und mit ihresgleichen, die auch vom Dorf stammen, verständigt man sich weiter in der Sprache der Vorfahren. Der Wechsel von der einen zur anderen Sprachform erfolgt dabei ganz intuitiv und ohne weiteres Nachdenken, wie seit Schulzeiten gewohnt.
„I ho e Ä ü“ wird in Güntersleben gerne scherzhaft als ultimativer Sprachtest gebraucht, um festzustellen, ob ein Zugezogener wirklich im Dorf angekommen ist. Ganz so schwierig zu sprechen und richtig zu verstehen als „Ich habe ein Ei übrig“ ist aber nicht alles, wie die folgende Auswahl von Günterslebener Mundartausdrücken zeigt. Manche Begriffe zeigen sich nur als leichte Abwandlung vom Hochdeutschen. Schwieriger wird es aber, wenn es keine direkte Entsprechung in der gängigen Schriftsprache gibt. Und bei manchen Formulierungen aus Großmutters Zeiten, die inzwischen ganz aus der Übung gekommen sind, müssen auch Alteingesessene erst einmal nachdenken.
Schöani Feiertooch Gruß vor kirchlichen Hochfesten
Wetter
Suun Sonne
Schabbi Schatten
Kantzracha Regen um Johannistag
es niewelt es tröpfelt
es säut es regnet leicht
es schütt, es sächt es regnet stark
Haus, Haushalt, Hof
Eira Ern, Hausflur
Stuwa Wohnzimmer
Naster Betten
Bettzäacha Kissenüberzug
Lälch Betttuch
Schloat Kamin
Abtritt Toilette
Scheißhaus Plumpsklosett im Hof
Boada Speicher, Dachgeschoss
Lusament schlechte Wohnung
Vertiko Schreibtisch, Aktenschrank
Ouer Uhr
Funzl schwaches Licht
Guus Spüle, Abfluss
Handscherwa Handwaschschüssel
Gelta Waschwanne
Schoola Tasse
Seidlesglos Halbliterkrug
Hofa, Hofastörza Topf, Topfdeckel
Tiechl Pfanne
Hafala kleiner Topf
Küwl Eimer
Riebeisa Reibe
Buutrafooß Rührgerät zum Butterherstellen
Blootzschüssl Schneidbrett
Schüsslbriet Geschirrregal
Rutscherla kleiner Topf für Milch oder Most
Spüallumba Spültuch
Käierwüüsch Handbesen
Fadrawüüsch Gänseflügel zum Rohrreinigen
Feuerstackeli Zündhölzer
Flääschmaschienla Fleischwolf
Zwickerla Wäscheklammer
Pforta Hoftüre
Lättra Leiter
Schicker altes Fahrrad
Käita Kette
Spreißl Holzsplitter
Stackala kleiner Stock
Battla kleines Beil
Brüabutta Brühbottich beim Schlachten
Schrocha Arbeitstisch beim Schlachten
Galdsoock Geldbeutel
Kratza Huckelkorb
Bibb Tabakspfeife
Landwirtschaft und Weinbau
Ahra Ernte
Heckaschmatzer Kleinbauer
Mäppo schlechter, steiniger Acker
Awalla Grundstücksgrenze
Hätt Ackerende
Forch Furche
Gelääst tiefe Fahrspur
Ree Rain, Böschung
Buckl Anhöhe, Anstieg
Steerutscha Steinhalde
Mahda abgemähter Getreidestreifen
Ehrli Ähren
Stupfl Stoppeln
Oocha Getreidegrannen
Geträäd Getreide
Garschta Gerste
Hower Hafer
Koara Korn, Roggen
Wäß Weizen
Böitzi Spreu
Dörres Heu
Rangerscha Runkelrübe
Faulenzer Sitzplatz auf dem Wagen
Läätsääl Leitseil
Scheabarra Schubkarre
Räswachala Reisewagen
Stool Stall
Raaf Heubehälter im Stall
Renichum Nachgeburt der Kuh oder Ziege
Hawa leichte Hacke
Kooscht schwere Hacke
Racha Rechen
Schloaderfooß Wassergefäß für Wetzstein
Böabl Vogelscheuche
Wengert Weinberg
Herwest Herbst, Weinlese, Traubenernte
Herwestwocha Lesefuhrwerk
Träuwl Trauben
Koaffa großer Traubenbehälter
Stücht kleiner Bottich
Läura Tresterwein, Haustrunk
Moast Most, Wein
Seidla halber Liter
Bardl Weinkrug
Stopfer Korken
Üschlück Unschlitt (Fassdichtfett)
Pfitzer, Schicker, Storre Rausch
brach Boden mit Hacke bearbeiten
awanner Fahrspur mit Sense freimähen
stupfl Trauben oder Ähren sammeln
schoor Boden aufreißen, herumspaten
Ahragöiker fang die Getreideernte beenden
kalter keltern
ier gären
hott und wist Rechts- und Linkskommando für Zugtiere
fleißi Gruß an jemand, der arbeitet
Pflanzen und Tiere
Doara Dornen
Häschläffa Kuhschelle
Möisi Moos
Schleahützeli Schlehen
Stinkerli Tagetes
Nachali Nelken
Tannagäß Tannenzapfen
Tochenochtli Stiefmütterchen
Baam Baum
Ringlesbusch Löwenzahn
Glitscha Klatschmohn
Säubirla Wildbirne
Anta Ente
Bie Biene
Brahma Bremse, Stechmücke
Gääß, Höppl Ziege
Göiker Hahn
Groshopfer Heuschrecke
Henser Kater
Hoa, Höala Huhn, Küken
Hoaraneistl Hornisse, Wespe
Hoos Hase
Hullazwicker Ohrwurm
Köter Hund
Kracka Krähe, Rabe
Mucka Fliege
Sächamese Ameise
Schmässa Schmeißfliege
Staunzer Stechmücke
Tracher Enterich
Ziepf Hühnerkrankheit
gauz bellen
Dorf und Gemeinde
Thüngerschläwa Güntersleben
Gemee Gemeinde
Vorwach Würzburger Straße
Wastert Thüngersheimer Straße
Heannerleiner Gramschatzerstraße und Umgebung
Käthelsgasse Kirchgasse
Säuhecke Josef-Weber-Straße
Stiegeli Zehntgasse
Schwieboacha Durchgang unter dem Alten Rathaus
Mool Mal, Öffentliche Bekanntmachung
Kerchhoaf Friedhof
Kandl Wasserrinne
Pfütscha Pfütze
Leutgebabbel Dorfgerüchte
Kirchliches
Baatherrla Pfarrer
Nuna Nonne
Hälchamäster Küster, Mesner
Täff Taufe
Gebaat Ewige Anbetung
Allerhälcha Allerheiligen
Sealamt Requiem
Schiading Ausläuten für Verstorbene
Määbaatstun Maiandacht
Kerchatura Kirchturm
Löschhörrla Löschhorn
zamschloch letztes Glockenzeichen vor dem Gottesdienst
naufs Speise gea zur Kommunion gehen
auf der Orchl auf der Empore
Namen
Annamiala, Annamaich Anna Maria
Nanni Anna Maria
Bawett, Bowel Barbara
Bast Sebastian
Darrla Maternus
Dilla, Dilli Ottilie
Dreas Andreas
Kätt, Kätter Katharina
Kunl Kunigunde
Lubber Ludwig
Madlena, Mödl Magdalena
Märt, Märtla Martin
Adl, Ödl Adam
Rettl Margarethe
Schorsch, Schörsch Georg
Sepp, Sepper, Sepperla Josef
Vält, Vältla Valentin
Schimpfworte, Necknamen
Bagasch liderliche Menschen
Gschwattl liderliche Menschen
Braatza träge Frau
Brachhamel Faulpelz
Dollack Dummkopf
dumma Schüt törichte Frau
Duttl ungeschickte Frau
Fätz nichtsnutziger Kerl
Gruschbala kleine alte Frau
Hälch linkischer Mann
Hendschi Tölpel
Hirabicker Besserwisser
Hoaraschröadl Sturkopf
Hoasascheißer Feigling
Hömmerläuter weltfremder Mensch
Hullafraa Frau mit Kopftuch
Lerch Müßiggänger
Löater, Löatfeicha ungeschickter Mensch
Maad, Blootzmaad behäbige Frau
Maulaff Dummkopf
Nawlkrack Quasselstrippe
neugieria Eav neugierige Frau
Öalgötz einfältiger Mensch
Ratscha Tratschweib
Knalla Tratschweib
Schanza ungeschickte Frau
Scheesa Frau, die immer in Eile
Schleiereul begriffsstutzige Frau
Schloafkappa Schlafmütze
Schlorcher Mann mit ungepflegtem Äußeren
Schmierlapp anbiedernder Mensch
Schneagans törichte Frau
Schobbl, Schoada hektische Person
Simpl Dummkopf
Spabrönner Geizhals
Sprüchbeutl Aufschneider
Staragucker weltfremde Person
Tägmeichl träge Frauensperson
Tochdiab Nichtsnutz
Troag, Strick, Stücht grobschlächtiger Kerl
Tröatl Trottel
Trocker langsamer Mensch
Verrecker frecher, gewalttätiger Mensch
Menge, Zeit und Ort
öbbes etwas, ein wenig
a weng ein wenig
Muckaschiß Kleinigkeit
Hamfl eine Handvoll
Arfl Menge, mit beiden Armen fassbar
Trum, mords Trum großer Gegenstand
Trochet schwere Last, auch Tracht Prügel
genaa genau
näichta neulich
anigenäichta vorgestern
moura morgen
sallamoal damals
hetzt, henz jetzt
zu Lawes Toch zu Lebtag
zelatti zeitlebens
maladi mein Leben lang
auffi und owi auf und ab
eini und außi rein und raus
harador hin und her
heist und geist herüben und drüben
hüwa und düwa herüben und drüben
hunna und doawa unten und oben
rü und nü hin und her
vöderschi und hennerschi vorwärts und rückwärts
hömmi, heeni heim
üwi hinüber
ani fort, weiter
Dies und das
Baatl geringer Besitz, Habe
Hacklapaasch ganze Habe
Geraffel wertlose Gegenstände
Hibbel harter Gegenstand
Draack Dreck
Bolla Sprüche, Angeberei
Schwafl dummes Gerede
leere Weis unnütze Belehrung
Spitakl Spektakel
Spruutz Spritzer
Voadl Vorteil, Geschick
dos und sal dieses und jenes
saller dieser, jener
äch links, verkehrt
zwerch, überzwerch irrig, durcheinander
zünderscht zöaberscht drunter und drüber
gattli günstig, passend
ümasuust umsonst
gottsa allzu sehr
ei du ei du Ausdruck der Verwunderung
mach Zeuch Ausdruck der Überraschung
machs halblang Ausdrück der Verwunderung
namm amoal a Ausdruck des Erstaunens
sou a nu Ausdruck der Verwunderung
„Immerzua it ke Ackerleng“. So lautete ein Spruch, wenn die Arbeit auf dem Feld kein Ende nehmen wollte. Daher soll auch diese Auflistung hier enden. Für eine vollständige Erfassung aller mundartlichen Ausdrücke, wie sie in Güntersleben geläufig waren, bräuchte man ohnehin ein ganzes Wörterbuch.
08/2021
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