Kuhn, Köhler und andere Günterslebener Namen

2. August 2021

Kuhn, Köhler und andere Günterslebener Namen

Wer sich die Mühe macht, im Telefonbuch die Einträge für die 4500 Einwohner von Güntersleben nachzuzählen, der findet dabei gut und gerne 500 und mehr unterschiedliche Familiennamen. Dazu muss man noch die rechnen, die nicht im Telefonbuch stehen. Vor 200 Jahren hatte Güntersleben 700 Einwohner und die kamen mit lediglich 56 verschiedenen Familiennamen aus.

Was sich gegenüber früher nicht geändert hat: Der Name Kuhn erscheint am häufigsten und ist wie eh und je der typische Günterslebener Name. Er gehört zu Güntersleben wie die Baumeister, Wagenbrenner, Keidel und Schömig zu Rimpar, Bauer, Dausacker, Kneitz und Urlaub zu Thüngersheim, Stark zu Gramschatz, May und Pfister zu Retzstadt.

Zum ersten Mal begegnet man 1560 dem Namen Kuhn in Güntersleben und seitdem ist er ununterbrochen hier heimisch. Er ist auch der Name, der über alle Zeiten mit Abstand die größte Verbreitung hatte. Seit 1592 die Pfarrer damit begannen, in Matrikelbüchern alle Neugeborenen zu erfassen, sind annähernd 800 Günterslebener mit dem Familiennamen Kuhn geboren worden. An nächster Stelle folgen Köhler und Schmitt in unterschiedlichen Schreibweisen, die mit unter jeweils 500 Namensträgern deutlich dahinter bleiben.

Die Dorfbewohner Bild

Neben Kuhn lassen sich mit Beck, Stieber, Kunzemann und Öffner nur vier weitere heute noch aktuelle Familiennamen in ununterbrochener Generationenfolge bis in die Zeit vor 1600 zurückverfolgen. Kaum weniger lange und auch in durchgehender Folge gibt es den Namen Kilian in Güntersleben und bei ihm weiß man sogar, wer ihn hier heimisch gemacht hat, nämlich ein Christoph Kilian aus Birkenfeld, der 1640 nach Güntersleben heiratete.

Die Frau fürs Leben (in den meisten Fällen mit einem Hof als Mitgift) fanden in Güntersleben zum Beispiel auch 1702 Peter Öhrlein aus Margetshöchheim, 1710 Philipp Mack aus Burgebrach, 1721 Nikolaus Keß aus Ramsthal, 1744 Kaspar Lorenz aus Thüngersheim, 1753 Johann Fleder aus Gramschatz oder 1759 Adam Lother aus Untereisenheim. Alle haben ihre Namen über die Generationen weitergegeben bis auf ihre heute hier lebenden Namensträger.

Valentin Schömig kam 1769 nach Güntersleben, um die frühere Gemeindeschenke in der Ortsmitte zu kaufen, fand dann aber auch eine Frau am Ort, die er zwei Jahre später heiratete. Mehr als 200 Jahre blieb das Gasthaus zum Hirschen, wie es später hieß, im Besitz ihrer Nachkommen. Die Angehörigen ihrer heute weitverzweigten Familie sind im Dorf bei manchen noch heute die Wirtli. Von diesen zu unterscheiden sind die ebenfalls nicht wenigen anderen Träger des Namens Schömig, die ihre Herkunft auf ihren Stammvater Leonhard Schömig zurückführen, der 1859 aus Oberdürrbach zuzog, in diesem Fall wieder der Liebe wegen.

Die Aussicht, ein Wirtshaus zu übernehmen, lockte 1802 auch Johann Fritz aus Gramschatz und 1899 Heinrich Joßberger aus Margetshöchheim nach Güntersleben. Beide Wirtshäuser, das eine unten, das andere oben an der Langgasse, sind zwar Geschichte, ihre vorher hier noch nicht eingeführten Namen, leben jedoch auch heute in ihren Nachkommen weiter. Gleiches gilt für Adam Geiger, der 1867 aus Thüngersheim kam, um eine Bäckerei, auch diese oben an der Langgasse, zu übernehmen.

Die Beispiele ließen sich fortsetzen, seien aber an dieser Stelle abgeschlossen mit Heinrich Issing aus Maidbronn, der 1798 zu seiner Braut nach Güntersleben zog, wie gleichfalls 1821 Jakob Ziegler aus Thüngen, 1824 Johann Wolf aus Veitshöchheim oder 1837 Georg Geißler aus Eußenheim. Gemeinsam ist allen, dass mit ihnen neue Familienname nach Güntersleben kamen, die über ihre Nachkommen große Verbreitung gefunden haben.

Namen kommen und Namen gehen, leben aber manchmal noch lange im örtlichen Sprachgebrauch fort. Der letzte Träger des Namens Spohr starb schon vor weit mehr als 100 Jahren. Gleichwohl kommt es auch heute noch vor, dass man für Nachkommen anstelle ihres eigentlichen Familiennamens wie eh und je den Namen ihrer fernen Vorfahren gebraucht.

08/2021