Bürgermeisterwahlen in Güntersleben seit 1919
Gewählt von Männern und Frauen
Wie der Gemeinderat wurde auch der Bürgermeister am 15. Juni 1919 zum ersten Mal nach demokratischen Grundsätzen gewählt. Nicht mehr wie bisher nur Männer mit Bürgerrecht konnten ihre Stimme abgeben, sondern alle Männer und Frauen in der Gemeinde, die das 20. Lebensjahr vollendet hatten. Gewählt wurden
- Bürgermeisterwahl 1919: Michael Kilian (Bayerische Volkspartei – BVP)
- Bürgermeisterwahl 1924: Anton Kilian (SPD)
- Bürgermeisterwahl 1929: Anton Kilian (SPD)
Über die Wahlergebnisse und die Gegenkandidaten sind keine amtlichen Unterlagen vorhanden.
Zehn Jahre kein gewählter Bürgermeister
Der Bauunternehmer Anton Kilian, 1929 als SPD-Mitglied für eine zweite Amtsperiode wiedergewählt, konnte diese nicht bis zum Ende wahrnehmen. Es half ihm nichts, dass er 1933, wohl weniger aus Überzeugung, sondern um den Erwartungen an ihn als Amtsträger zu genügen, der NSDAP beigetreten war. Im Mai 1935 wurde er aus dem Amt gedrängt. Als Nachfolger wurde der örtliche Zellenleiter der NSDAP Maternus Werner bestellt. Er amtierte ohne Wahl bis zum Ende der NS-Zeit im Mai 1945 als Bürgermeister.
Unmittelbar nach dem Kriegsende am 8. Mai 1945 entfernten die Amerikaner Werner aus dem Amt. Bei der Suche nach einem unbelasteten Nachfolger, der übergangsweise, bis wieder eine Wahl stattfinden konnte, das Amt übernehmen sollte, taten sie sich jedoch schwer. Der Feuerwehrkommandant Peter Kuhn, der 1933 auch ins Visier der Gestapo geraten war, wollte erst einmal nichts mehr mit Politik zu tun haben und winkte ab. Daraufhin ließ sich der frühere Bürgermeister Anton Kilian, der 1935 gleich nach seinem erzwungenen Rücktritt auch sein Parteibuch wieder zurückgegeben hatte, nochmals in die Pflicht nehmen. Schon in fortgeschrittenem Alter, fühlte er sich jedoch der Belastung nicht mehr gewachsen und trat nach gut zwei Monaten im August 1945 wieder zurück. Der nächste in der Reihe, der Tünchermeister Ferdinand Lother, gab schon nach einem Monat wieder auf. Erst im vierten Anlauf bekam Güntersleben im Oktober 1945 mit dem Fahrradhändler Michael Fritz wieder einen Bürgermeister, der bereit war, nach seiner Ernennung durch den Landrat das Amt für längere Zeit auszuüben.
Endlich wieder wählen
Am 27. Januar 1946 gab es in Bayern zum ersten Mal nach Kriegsende wieder demokratische Gemeindewahlen. Von den 763 Wahlberechtigten in Güntersleben suchten 745 das Wahllokal im Rathaus auf. Mit 97,6 % hatte Güntersleben die höchste Wahlbeteiligung unter allen Gemeinden im Landkreis Würzburg. Bei den 18 Wahlberechtigten, die zu Hause blieben, dürfte es sich mindestens teilweise, wenn nicht insgesamt um Personen gehandelt haben, die nicht in der Lage waren, zum Wählen zu gehen. Denn anders als heute war noch keine Briefwahl möglich. Nach den Jahren, in denen die Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Meinung nicht gefragt waren, war das demokratische Bewusstsein nicht verloren gegangen. Im Gegenteil! Aber man wollte schon sicher sein, auf was man sich einließ, daher fiel die Entscheidung für den amtierenden Bürgermeister recht deutlich aus.
- Bürgermeisterwahl 1946:
- Michael Fritz (CSU) 419 Stimmen
- Georg Knorz (KPD) 225 Stimmen
Wahl mit Überraschungen
Schon gut zwei Jahre später wurde am 25. April 1948 in den bayerischen Gemeinden erneut gewählt. In Güntersleben bewarben sich drei Kandidaten um das Bürgermeisteramt und lagen nach dem ersten Wahlgang ziemlich nahe beieinander.
- Bürgermeisterwahl 1948 – Erster Wahlgang:
- Konrad Geißler (SPD) 356 Stimmen
- Karl Kunzemann (CSU) 355 Stimmen
- Georg Knorz (KPD) 308 Stimmen
Es gab eine Stichwahl zwischen den zwei Bewerbern mit den meisten Stimmen. Jedermann ging davon aus (und würde auch heute selbstverständlich erwarten), dass der ausgeschiedene KPD-Mann im zweiten Durchgang den SPD-Kandidaten unterstützen würde. Doch Georg Knorz schwenkte zur allgemeinen Überraschung kurzfristig um. Er forderte seine Anhänger auf, in der Stichwahl den CSU-Mann zu wählen – und die folgten ihm offenbar (was heute allerdings nicht mehr so selbstverständlich wäre), wie das Ergebnis eindeutig belegt.
- Stichwahl 1948
- Karl Kunzemann (CSU) 636 Stimmen = 59,4 %
- Konrad Geißler (SPD) 435 Stimmen = 40,6 %
In der ersten Sitzung des ebenfalls neu gewählten Gemeinderats wurde Georg Knorz, dessen Fraktion nur 3 Sitze hatte, mit 6 Stimmen zum Zweiten Bürgermeister gewählt.
Dreimal wurde Kunzemann bei den nachfolgenden Bürgermeisterwahlen in seinem Amt bestätigt.
- Bürgermeisterwahl 1952
- Karl Kunzemann (CSU) 73,1 %
- Markus Fischer (SPD) 26,9 %
- Bürgermeisterwahl 1956
- Karl Kunzemann (CSU) 67,2 %
- Maternus Werner (SPD) 32,8 %
- Bürgermeisterwahl 1960
- Karl Kunzemann (CSU) 54,8 %
- Alfons Müller (SPD) 45,2 %
Wechsel an der Spitze der Gemeinde
1966 wollte es Karl Kunzemann auch noch ein fünftes Mal wissen. Doch sein Amtsbonus war verbraucht. Wie er war auch sein Nachfolger Alfons Müller vier Mal erfolgreich, aber aufgrund der mittlerweile längeren Wahlperioden sechs Jahre länger im Amt, bevor er auf eine weitere Wiederwahl verzichtete.
- Bürgermeisterwahl 1966
- Alfons Müller (SPD) 65,5 %
- Karl Kunzemann (CSU) 34,8 %
- Bürgermeisterwahl 1972
- Alfons Müller (SPD) 71,4 %
- Walter Amend (UWG) 28,6 %
- Bürgermeisterwahl 1978
- Alfons Müller (SPD) 56,6 %
- Karl Lother (CSU) 43,4 %
- Bürgermeisterwahl 1984
- Alfons Müller (SPD) 57,5 %
- Dr. Josef Ziegler (CSU) 42,5 %
Bürgermeister ohne Parteibuch
Seit 1990 kommen die Bürgermeister aus den Reihen der Unabhängigen Bürger Güntersleben (UBG), einer 1989 gegründeten freien Wählergemeinschaft ohne Parteibindung.
- Bürgermeisterwahl 1990
- Dr. Josef Ziegler (UBG) 56,5 %
- Dieter Ruck (SPD) 43,5 %

Gespanntes Warten auf das Ergebnis der Bürgermeisterwahl 1990
- Bürgermeisterwahl 1996
- Dr. Josef Ziegler (UBG) 57,2 %
- Dr. Walter Kolb (SPD) 42,8 %
- Bürgermeisterwahl 2002
- Herbert Struch (UBG) 59,4 %
- Günter Hörr (CSU) 40,6 %
Nach dem vorzeitigen Amtsverzicht von Herbert Struch war schon 2005 die nächste Bürgermeisterwahl, mit drei Bewerbern und nachfolgender Stichwahl.
- Bürgermeisterwahl 2005
- Ernst Joßberger (UBG) 38,4 %
- Fabian Frühwirth (CSU) 33,1 %
- Dieter Melching (SPD) 28,5 %
- Stichwahl:
- Ernst Joßberger (UBG) 54,3 %
- Fabian Frühwirth (CSU) 45,7 %
2011 war trotz wiederum drei Bewerbern keine Stichwahl notwendig, weil der Amtsinhaber schon im ersten Wahlgang die Mehrheit aller gültigen Stimmen erzielte.
- Bürgermeisterwahl 2011
- Ernst Joßberger (UBG) 57,7 %
- Dieter Menth (SPD) 26,2 %
- Jochen Neuland (CSU) 16,0 %
Die erste Bürgermeisterin
- Bürgermeisterwahl 2017
- Klara Schömig (UBG) 54,3 %
- Michael Freudenberger (CSU) 45,7 %
Mit Klara Schömig kandidierte 2017 zum ersten Mal in Güntersleben eine Frau für das Bürgermeisteramt. Mit ihrer Wahl wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der Bürgermeisterwahlen in Güntersleben aufgeschlagen.
Nach 57 Jahren wieder CSU
- Bürgermeisterwahl 2023
- Michael Freudenberger (CSU) 53,5 %
- Klara Schömig (UBG) 46,5 %
Nach 57 Jahren mit vielen vergeblichen Anläufen schaffte es die CSU 2023 wieder, das Bürgermeisteramt zu erobern.
01/2025